Antisemitische Ausdrücke bei Juso-Doodle
Es ist gut zwei Monate her, dass ein Student im Haus der Burschenschaft Normannia in Heidelberg mit Gürteln geschlagen, mit Münzen beworfen und antisemitisch beschimpft worden sein soll. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit diesem Vorfall dauern an. Aufgrund der öffentlichen Berichterstattung hat sich die Aktivitas der Burschenschaft Normannia, also die im Haus wohnhaften Studenten, aufgelöst. Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass die Burschenschaft Normannia durch ihre nationalistische Gesinnung auffällt. Die Normannia gilt als Treffpunkt der rechtsradikalen Szene. Es gelangten Bilder an die Öffentlichkeit von „Alten Herren“ neben Verbindungsstudenten, die den Hitlergruß zeigten.
Die SPD Heidelberg und der Landtagskandidat Daniel Al-Kayal haben daher frühzeitig gefordert, das Haus der Normannia der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen und daraus einen öffentlichen Ort der Toleranz zu machen. Die Jusos Heidelberg hatten daher geplant, eine Aktion durchzuführen. Dazu sollten Banner mit Forderungen nach mehr Toleranz, gegen Diskriminierung und Antisemitismus gestaltet werden und in der Nähe des Hauses der Normannia, unterhalb des Schlosses in Heidelberg, gezeigt werden.
Der über den E-Mail Verteiler geschickte Doodle-Link wurde daraufhin von Sympathisanten der Burschenschaft Normannia geflutet. Es scheinen leider auch andere Verbindungsstudenten die Ansichten der Normannia Heidelberg zu teilen bzw. eine kritische Aktion gegen diese rechtsradikale Burschenschaft verhindern zu wollen.
Unter den „Teilnehmern“ des Doodle-Links finden sich zahlreiche antisemitische, den Nationalsozialismus verherrlichende, ausländer-, schwulen- und frauenfeindliche Namen, insbesondere auch Anspielungen auf die antisemitische Tat im Haus der Normannia Ende August, bei der ein Student mit Gürteln geschlagen wurde. So lauten Namen beispielsweise „Wilhelm Gürtler“, „Schmul Goldgürtel“, „Schlomo Gürteltier“, „Bolschewik Roland Freisler“, „H. Immler“, „Normann-Ian Adler“ und „Kommtbloss sind-vorbereitet“.
„Scheinbar handelt es sich für die Teilnehmenden dabei nur um einen lustigen Jungenstreich. Wir finden Antisemitismus, Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Homophobie und Frauenfeindlichkeit sowie die Verharmlosung der NS-Zeit nicht witzig. Menschenfeindlichkeit darf keinen Platz in unserer Gesellschaft haben“, sagt Juso-Sprecher Gidion Zieten.
Juso-Mitglied Tatjana Volk fügt an: „Die Kommentare spiegeln die Ansicht von Studenten wider, erwachsene Männer, die an der Universität zu Rechtsanwälten, Chemikern oder Ärzten ausgebildet werden. Daher müssen wir uns als Gesellschaft fragen, ob wir Äußerungen und das Wirken dieser Männerbünde in Heidelberg und anderenorts weiter hinnehmen wollen. Es liegt an uns, Menschenfeindlichkeit immer und überall entgegenzutreten und ihr zu widersprechen, weshalb wir diese Aktion nun öffentlich machen.“